Mehr Licht

Der erste Monat des Jahres ist also schon wieder vorbei. Er begann und endete frostig, dazwischen bescherte er mir einen Hauch von Frühling. Die frühe Wärme nutzten die mutigen Schneeglöckchen gleich aus, um sich aus dem Boden hervorzuwagen. Ich bewundere sie dafür und bedanke mich bei ihnen für ihre Leistung, denn sie ist das sichere Zeichen, dass der Winter zu Ende gehen wird.

Während der Januar in der Natur eine Zeit der unsichtbaren Möglichkeiten ist, die zwar alle da sind, aber unter einer Schneedecke liegen, wendet sich im Februar das Gefühl zum Konkreten. Es sind schon viele Triebe zu sehen und auch wenn es jetzt wieder bitter kalt geworden ist, braucht es nur noch ein bisschen, und die Schneeglöckchen werden blühen.

Weil im Februar der Frühling schon zum Greifen nah ist und die Tage erheblich länger sind als vor einem Monat, endete die Pause in der Landwirtschaft früher offiziell mit Mariä Lichtmess am 2.Februar. An diesem Tag fand in der Kirche eine Lichterprozession mit Kerzenweihe statt, zu der der gesamte Kerzenvorrat für ein Jahr mitgebracht wurde. Mit dieser Feier schloss man die vorweihnachtliche Lichtsymbolik ab, gab gleichzeitig eine Vorschau auf das Ende des Jahres und zeichnete so den Rahmen des ganzen Jahres.

Mariä Lichtmess gehört zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen, denn meine Großmutter machte mich jedes Jahr auf diesen Feiertag aufmerksam. Er war und ist bis heute auch ein wichtiger Merktag der Wetterbeobachtung. Es gibt verschiedene Ausformulierungen der Bauernregel. Die Version meiner Oma lautete: „Scheint die Sonne an Lichtmess auf den Altar, muss der Fuchs noch sechs Wochen in den Bau.“ Kaltes und trübes Wetter hingegen kündigen einen baldigen Frühling an.

Obwohl man im Februar mit der Gartenarbeit beginnen kann, – zum Beispiel mit dem Vorziehen der Tomaten – kann er einen durch Kälte und Frost auch sehr lange zur Untätigkeit zwingen. Der Februar ist kein Monat für Ungeduldige. Er lehrt einen das Warten.